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Im Land der Skipetaren

Aug 2017
30

Schon früher reiste ich mit meinem schusssicheren Freund “Kara Ben Nemsi” auf fiebernder Suche nach dem “Schut” durch das Dunkel der Schluchten, durch Eis und Firn.
Das ich ihm einst folgen könnte war nicht abzusehen.

Möge dieses schöne Land den Sünden fern bleiben und seine Menschen mit Mut in die Zukunft schreiten!

Rückblicke

Mai 2014
30

Lobsters sind principalis Einzelänger! Was nicht heißt, das sie nicht dann und wann auch einen Freund finden. Selten. Einen Freund im Geiste, einen verwandten Geist.

Mein Freund ist ein nordpazifischer Lobster, mit dem ich schon die ganze Welt gesehen habe. Und warum? Uns war es in unseren Höhlen zu eng geworden; die Flucht nach vorn eine willkommene Abwechslung. Gewissermaßen ist meinem pazifischen Freund schnell klar geworden, dass er eine austerbende und deplazierte Art ist, wenn er nicht auswandert. Was er denn auch tat und an immer neuen Orten Fuß fasste.

Geprägt vom Leben, immer noch auf der Suche nach uns selbst, stehen wir nun da und schauen auf die kurvigen Trümmer der Hoffnungen und Erwartungen. Staunend. Ernüchtert. Wissend, dass die Zeiten jugendlicher Eroberung neuer Höhlen und neuer Reviere grundsätzlich vorbei ist.

So erreichte mich vor kurzem ein Brief meines Freundes, rück blickend:

Der Fern-seher

Wir sitzen in einem rostigen kleinen Fiat und rasen mit erhöhtem Tempo durch die bergige und kurvenreiche Landschaft von Marokko. Ich bitte meinen Freund um eine langsamere und angemessenere Fahrweise in einem Land, wo unberechenbare und unbeleuchtete Fußgänger, Schafe und Fahrradfahrer kreuzen oder auf falscher Fahrbahn entgegen kommen - wir sind doch nicht auf der Rallye Paris-Dakar? Keinen Zweck, wir düsen weiter; “Ich muss mich nicht an deine Empfehlung halten, oder?”, kommentierte der verrückte Fahrer.

Die Windschutzscheibe wird zum Bildschirm, alles zieht beliebig an einem vorüber, jede Kurve birgt wieder eine Kurve, einen Berg, ein neues Hindernis oder eine Überraschung und die Wiederholung dessen, eine Kurve, einen Berg... Doch bald stellt man fest, nichts ist wirklich neu, alles schon einmal gesehen, alles in vielfachen Variationen erlebt, sogar die Überraschungen kopieren sich fortlaufend.

Besteht das Leben aus nichts anderem als einer unendlichen Kette von variierenden Wiederholungen...? Was soll dann die Fahrerei mit steif werdenden Gliedern und ermüdenden Augen? Kann ich nicht anhalten und mich hinsetzen und fragen warum? Sehe ich nicht in dem Moment des Aussteigens weitaus mehr? Und wird nicht durch tausend Eindrücke der einzelne Eindruck verdrängt - nichtig gemacht?

Das Äussere Sehen ist Fern-sehen und dient nicht nur die zahllosen Eindrücke durch neue zu überlagern, sondern auch sich als Betrachtender zu vergessen und um sich abzulenken von wahren Themen des Lebens: sich selbst zu finden, mit sich zu Recht zu kommen, sich und andere zu ertragen, sich weiterzubilden und sich zu formen. Das neue Reisen sucht den inneren Weg, nicht Abgase, Äußere Gegebenheiten oder weitere fremdländische Orte.

jb marroko

In unserer Zivilisation kann man in endloser Se­­rie Dinge finden, die einen befriedigen, die einem ständig neue Höhepunkte liefern, die einen klei­­den, die einen informieren und so weiter. Alles steht bereit für ein Leben in Bequemlichkeit, mit Tempo und mit Spaß. Aber dann gibt es etwas in uns allen, das sagt: Und was jetzt? Und was dann?

Saul Bellow, Interview, Wir müssen die Klassiker studieren, die Zeit, 13.1.1989


liebe grüße an den fahrer...
john

 

Mein lieber John - ich denke an dich, in deiner Höhle! Und erinnere die tausendundeine Nacht, die wir in Marokko erlebten! ;-)

Heimat

Dez 2013
16

Heute führte mich ein dreistündiger Fußmarsch durch ein paar Dörfer, um karibische Rotnasen abzufüllen. Es war still! Die Vögel zwitscherten, leise klingelte und raschelte es um mich herum und es war so friedlich wie schon lange nicht mehr. Irgendwo in einer Seitenstrasse vom (a)paulinischen Dorfe lachte mich einer dionysisch an, rabenschwarz, und wir waren kurzzeitig beide von den Socken. Ein Stück Sommererinnerung. Unterwegs leuchtet mir ein Mond, als ob dieses Idyll noch weitere Beleuchtung nötig hätte. Diese Stadt ist eine Großstadt, aber sie besteht aus Dörfern, von den einige das Glück hatten sich ihre interne Dörflichkeit fast erhalten zu haben. Die Welt ist so klein, manchmal.



Früher machte sie mir Angst. Sie hatte so deutlich kalte und gefährliche Seiten. Heute ist alles so nebeneinander und doch in sich verwoben; scheint trotz der gewaltigen Differenzen im Lebensstil und seinen Möglichkeiten miteinander auszukommen. Man wandert hindurch ohne Beklemmungen und kann seine Sinne den Örtlichkeiten und seinen Bewohnern öffnen. Es riecht und redet Heimat. Ein Teil in mir, nicht wegzufegen vom Winde, der aus aller Welt in unsere kleinen Dörfer hineinweht. Draußen tutet tief ein Horn und schafft sich wellenartig Platz im Teich. Es grüßt zum Abschied oder um seine Freude über den Einlauf in den heimatlichen Hafen mit dem Winde in die Dörfer zu tragen.



Über allen leuchtet der Mond und tanzt Samba!