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Von Helden und Maulhelden, Intelligenzen und anderen Heimsuchungen

Mär 2020
28

“Wollen wir in einer Welt leben, in der jeder jeden bescheißt?” Nein, das wollen wir nicht, tun wir aber! Jedenfalls in einer Welt in der es eine ganze Schicht gibt die sich eben genau solches herausnehmen. Pfui Deibel! Gott sei Dank gibt es Menschen wie diesen Richter aus Bonn, die solches Verhalten eben auch so benennen: “Wenn sie sich in einen Kreis von Ganoven begeben, können Sie doch nicht sagen, um mich herum waren auch nur Ganoven, die haben das alle gemacht”. Schlage ich die Zeitung auf, so steht da selten Nachdenkliches, echt Hinterfragtes. Alles ist auf die schnelle Nummer aus. Da werden Leute schnell als Helden bezeichnet, die einfach nur ihre Arbeit machen, zu der sie gewählt sind, nur weil es andere gibt, deren “helden” Attribut am hinteren Ende des Objektes zu finden ist und darüber immer wieder keinen Zweifel aufkommen lassen. Die Welt ist im shutup-Modus. Nur diejenigen die einen Shutup wirklich nötig hätten, halten es einfach nicht, ..ihr Objekt.

In die Stille des heruntergefahrenen Tages raunt der alte Dylan “The day they stole America”. Wirklich erst als Kennedy ermordet wurde? Maybe it all began with “Cortez the Killer”! Die Prise Wahnsinn die genügend Abgründe auftat, um sich immer wieder erneut in sie zu stürzen. Vom Anbeginn an werden Geschichten erzählt. Sie sind die Schneisen im Chaos. Die Aborigines folgten ihren Songlines, Pfaden aus Erzählungen entlang der spirituellen, natürlichen und moralischen Ordnung des Kosmos. Es gibt sie also, die Erzählungen die hinüberreichen und dem Menschen Richtschnüre entlang ihres Weges geben. Die neueren Zeiten machten daraus Narrative; ein furchbares Wort, so voll von Lügen und gefährlichen Verkleisterungen und Abwegen. Abgekoppelt von der moralischen Ordnung des Kosmos, nur noch dumpfe Zweckerzählungen, die Interessen dienen, ..menschlichen Interessen!

Demjenigen der mit dem Glauben an das Gute, Wahre und Schöne aufwächst, erwacht die Welt der Narrative immer mehr zu einem bedrückenden Albtraum und ihre Protagonisten gleich mit. Es ist so schwer dagegen wach zu bleiben, sie immer erst einmal als das zu lesen was sie sind, elende Nachtmahren die den hellen Geist verdunkeln. Doch sind Erzählungen wichtig; wir alle kennen sie und leben nach und mit ihnen. Alles sind nur Erzählungen - aber wenn sie gut sind, heben sich soweit gegeneinander auf, dass eine Entwicklung über die Zeit stattfindet. Eine Entwicklung ins Helle!

Und doch ist mir die Enttäuschung auf die Stirn geschrieben, in Furchen der Erfahrung. Der Glaube bröselt! Das neueste dieser Narr.ative: Künstliche Intelligenz wirds schon richten. Glaube daran, Mensch! Folge den Weisheiten der Algorithmen. Sie können nicht irren, BIG DATA sei Dank! Hah!

Mo.ment! Lassen wir dem “Yer Blues” Schmerz kurz seinen Lauf - « John! » - Two, three...

[Chorus]
Yes, I’m lonely
Want to die
Yes, I’m lonely
Want to die
If I ain’t dead already, hoo
Girl, you know the reason why

[Verse 1]
In the morning
Want to die
In the evening
Want to die
If I ain’t dead already, hoo
Girl, you know the reason why

My mother was of the sky
My father was of the earth
But I am of the universe
And you know what it’s worth

[Chorus]
I’m lonely
Want to die
If I ain’t dead already, hoo
Girl, you know the reason why

[Verse 2]
The eagle picks my eye
The worm he licks my bones
I feel so suicidal
Just like Dylan’s Mr. Jones

[Chorus]
Lonely
Want to die
If I ain’t dead already, woo
Girl, you know the reason why

[Verse 3]
Black cloud crossed my mind
Blue mist round my soul
Feel so suicidal
Even hate my rock and roll

[Chorus]
Want to die
Yeah, want to die
If I ain’t dead already, woo
Girl, you know the reason why

Girl, did ya hear me..?? So schalts hinaus in die Nacht...

Die Rettung meiner inneren Jugend aber war immer:

Almost Cut My Hair
It happened just the other day
It’s getting’ kinda long
I coulda said it wasn’t in my way
But I didn’t and I wonder why
I feel like letting my freak flag fly
Yes, I feel like I owe it to someone

Must be because I had a flu for Christmas
And I’m not feeling up to par
It increases my paranoia
Like looking at my mirror and seeing a police car
But I’m not giving in an inch to fear
’Cause I promised myself this year
I feel like I owe it to someone

When I finally get myself together
I’m going to get down in that sunny southern weather
And I’ll find a place inside to laugh
Separate the wheat from the chaff
I feel like I owe it
To someone, yeah

Mögen wir also alle unseren FLUE überwinden, denen Gedenken die es nicht schafften und zu den Songs unserer Jugend zurückkehren! I owe it to someone, yeah!

Pferd und Reiter - Ein Ausflug in die Vergangenheit

Mär 2019
10

10. Oktober 1994
Die Fremde III.
Born to survive in Africa and everywhere...

Schwarzer Tod im Lande der Geduldigen. Sehnsuchtsland - Märchenland - Land der Kasten und Land der Religionen. Was ist nur aus dir geworden. Elend herrscht. Millionen leben im Dreck, hausen auf Müllbergen, verbringen ihr Leben zwischen Ratten und heiligen Kühen. Keiner aber wagt aufzustehen und “Schluß!!!” zu rufen. Bereitschaft zum Leiden. Ist es schon Stumpfsinn, Apathie? oder gerät hier nur das westliches Denken wieder einmal an die Grenzen seiner Schublade? Riesiges Land - Kontinent in sich - Sammelbecken und Aufbewahrungsort strebsamer und arbeitsamer Menschen - Millionen von Menschen, die still ihr Leid ertragen, still sich ins Joch ihrer uralten Traditionen und Vorstellungen zu fügen scheinen. Was ist das nur für ein Kontinent, der sich vor Millionen von Jahren auf den Weg machte vom Indischen Ozean nach Nordosten - langsam dahindriftend - bis er schließlich mit Macht unaufhaltsam auf die asiatische Landmasse aufstieß - Gebirge voller Wunder und prächtiger Größe auftürmte und die Menschen im Norden und Süden gleichsam in sich selbst einschloß. Menschenreiche die sich mit ungeheurer Schnelligkeit vermehrten, deren Kinderreichtum Glanz und Elend, Sicherheit der Großfamilie und ängstliches Erschaudern der westlichen Welt vor dieser Explosion des Bevölkerungswachstums förderte. Wie alle großen Dinge dieser Welt ist auch dieser Mikrokosmos Indiens gleichsam ungeheuer kompliziert strukturiert, aber ebenso auch lapidar einfach und erkennbar. Blickt man aus der Fremde, aus der Ferne - so kann einem beides begegnen - steht man unmittelbar darinnen, so wird auf der einen Seite die verwirrende Vielfalt offenbar, auf der anderen Seite aber auch der Langmut und der einfache Umgang der Menschen mit diesen Strukturen. Wenige nur fragen, sind neugierig diese Strukturen zu erkennen und zu durchstoßen. Denn dazu bedarf es eines bewußten analytischen Vorgehens, dessen westlicher Ansatz nicht so ohne weiteres in eine Kultur übernommen werden kann, die schon seit Jahrtausenden genau den umgekehrten Weg geistiger Besinnung und Erforschung nimmt. Lange hört man nichts aus diesem Lande der Ewigen, dann plötzlich steht es im Mittelpunkt des Weltinteresses. Nicht aber positive oder erstaunliche Geschichten sind es, die dieses Aufmerken auf sich lenken. Es ist die Angst vor diesem Menschengewirr, dessen Antrieb, Wurzeln und Zukunft man im Westen nicht versteht. Der Schwarze Tod ist wieder aufgetaucht. Die Menschen dicht an dicht streben in Panik in alle Himmelsrichtungen auseinander. Die Beulen- und die Lungenpest raffen viele Leute dahin. Es kommt zu einem Loch in der Versorgung der Bevölkerung mit den entsprechenden Medikamenten. Voller Angst decken sich die Leute mit Antibiotika ein, so daß mancher Apotheker der wartenden Menschenschlange nur noch achselzuckend gegenübertreten kann. Andere horten diese lebensrettende Arznei, bis sich die Preise überschlagen und fetter Reibach gemacht werden kann. Im Bewußtsein eines Europäers ist diese Krankheit nur noch in der Geschichte. Das Mittelalter ist voll davon. Doch das davon keine Rede sein kann, beweisen die Annalen der W.H.O., die penibel die auftretenden Fälle dieser Seuche sammelt. Im Bewußtsein der Menschen ist sie dennoch nicht, obwohl diese Sammlung durchaus nicht nur aus Einzelfällen besteht und schon gar nicht nur in Dritteweltländern zu finden ist. Zwei Begleiter des Menschen stecken hinter dieser unausrottbaren Krankheit. Zum einen ist es der Mensch selbst, der Vieles ertragen kann sobald er sich daran gewöhnt. Es ist die Reinlichkeit, die nur da Fuß fassen kann, wo der Mensch nicht mehr in dem Zwange des eigenen Überlebens behaftet ist, in Gesellschaften, in denen das Existenzielle fehlt. Doch das sind nur 20% der Weltbevölkerung. Sie erheben sich aus dem Kampf mit solchen Dingen und sind stolz darauf. Aber sie haben viel gefährlichere Seuchen entwickelt, die nicht nur sie selbst, sondern die ganze Welt bedrohen und gefährden. Dinge, die in den Statistiken der Welt- Gesundheits-Organisation gar nicht auftauchen, weil es geistige Krankheiten - Denkgewohnheiten und Weltanschauungen sind. Das zweite Übel sind die ewigen Begleiter der Menschen - die Ratten. Überlebensfähig wie kein zweites Lebendiges auf dieser Erde, klug und anpassungsfähig, sind sie der Untergrund auf dem die Menschen leben. Ihnen genügt die Nische, die die Menschen ihnen in ihren Handlungsgewohnheiten schaffen. Schmutz und Unrat wird unter den Teppich gekehrt und vergessen. Oben sieht es rein und sauber aus und damit ist das Auge und Denken des Menschen befriedigt. Die Kraft erlahmt und wendet sich anderen Aufgaben zu. Die Ratten blinzeln, schnuppern und freuen sich und unerkannt erobern sie das Schattenreich, das die Zweibeiner ihnen lassen. Auch die Ratten haben ihre Begleiter. Es sind jene Flöhe, die die Überträger dieser fürchterlichen Geißel des Menschen sind. Leben ihre Wirte gut, so kann auch dem Floh nichts passieren. Ihn kümmert nicht, was sein Wirken anrichtet. Pferd und Reiter sind gut gerüstet. Das bißchen DDT das verstreut wird kann ihnen nichts anhaben und die Menschen müssen schon bald, ob der Gefährlichkeit dieses Pulvers, weitere Ausbringung desselben einstellen. Schon bald wendet sich die Aufmerksamkeit wieder anderen Dingen zu und das ewig gleiche Spiel des Vergessens beginnt erneut. In diesem Kosmos des Lebens, diesem verwirrendem Gedränge aus Menschenleibern, heiligen Tieren und Heiligen, aus tausenden von Göttern, die unnachgiebig in dieses Gefüge eingreifen, leben sie - die Gotteskinder. Die Ratten vom Schrein des Shah Daula in Gujrat, Pakistan. Mäusen und Ratten nicht unähnlich, in ihrer menschlichen Gestalt enstellt, sind sie ein eigenartiges und bemerkenswertes Phänomen des indischen Subkontinentes. Verflochten in dieses unaussprechliche Durcheinander von Göttern, Heiligen und Menschen, leben sie am Rande und gleichsam mittendrin. Am Schrein von Shah Daula würde der gefesselte, verwirrte westliche Betrachter wahrscheinlich vorbeiziehen, ohne auch nur zu ahnen wo er sich hier befindet, oder was sich hinter dem geschwungenen Tor verbirgt. In diesem Lande, in dem die Fruchtbarkeit der Frau ihre Ehe bestimmt, nimmt dieser Schrein, wenigstens in seinem kleinen Umkreis eine bedeutende Stellung ein. Unfruchtbarkeit ist ein häufiger Scheidungsgrund und gleichzeitig eine soziale Schwächung der Frau in ihrem Umkreis. Alle reden mit, bestimmen untereinander das Leben, lassen individuelle Entscheidungen nur begrenzt zu, hemmen bewußt und unbewußt Herzensentscheidungen. So ziehen noch heute die Frauen mit ihrer Unfruchtbarkeit gezwungenermaßen zum Schrein von Shah Daula und bitten zu den Göttern und ihren Heiligen. Menschlicher Glaube vollzieht die Wunder der Verwandlung von Unfruchtbarkeit in Fruchtbarkeit, von Mißachtung in Anerkennung der Hoffenden und Flehenden. Aber erhören die Götter das Bitten, so fordern sie schrecklichen Lohn - wie weiland Rumpelstilzchen von der Königin - das erste Kind! Das sind die Mäuse vom Schrein des Shah Daula. Es sind jene entstellten Kinder mit kleinen schmalen Köpfen (prenatale Mikrozephalie), die bettelnderweise mit ihren heiligen Männern vom Schrein oder auch an Familien verpachtet umherziehen und den Menschen ihren Tribut abfordern, der jenem Geber eine Ablaß seiner Verfehlungen, einen Pluspunkt im nachtodlichem Leben gewährt. Das Karma als Motor im indischen Leben erschafft diese uneinsehbare Struktur des Bestimmtseins vom Geistigen im irdischen Leben. »Gotteskinder leben nie an einem Ort, sie laufen immer weg...«. Mit diesen lakonischen Worten, ergeben in dieses Gefüge, ergibt sich die Mutter einer »Maus« in das Schicksal eines weggegebenen Kindes. Sie wollen es nicht weggeben, müssen sich aber dem Willen ihres Mannes, der Verwandten und Bekannten beugen, müssen ihr Leid ertragen, den Schnitt vergessen. Schwer ist es sich auf die Suche zu machen nach den verlorenen Kindern - den Mäusen, wie sie überall genannt werden. Doch fest ist dieses Gefüge, das auch handfeste ökonomische Gründe hat und manche Suche bleibt erfolglos - »Was man nicht findet, muß man vergessen...« - scheint dann der einzig rettende Gedanke zu sein. Es ist eine merkwürdige Fügung, die die Ratten als festen, untergründigen Bestandteil des menschlichen Lebens mit diesen armen Geschöpfen vom Schrein des Shah Daula verbindet. Sie sind Randexistenzen, nicht wegzudenken, eingefügt in das Leben, in das Verbundensein mit den Göttern und ihren Mittlern. Atomtechnik, Raketen und Satelliten bringt dieses Land heutzutage hervor, aber im Leben der Menschen bestimmen weiter die uralten Vorstellungen und Rituale das Alltägliche. Bewundernswert gelassen wird dieser Riß zwischen Zustand und Möglichkeit ertragen, leben Hunderttausende auf engstem Raum miteinander. Hindutempel, moslemische Gebetshäuser, Christenkapellen, buddhistische Schreine, persische Paria und alle Formen anderer geistiger Hinwendung. Mitunter kommt es zu fürchterlichen Aufständen und Feindschaften - nicht gegen die sozialen und alltäglichen Zustände mit und in denen die Menschen leben - nein - sondern gegen Religionen und zwischen ihren aufgestachelten, stets in Massen auftretenden Fundamentalisten. Blut fließt, Vertreibungen setzen ein, das Militär muß die Ordnung wieder herstellen und alles kommt nach einiger Zeit wieder zur Ruhe - setzt sich wie die Schwebeteilchen im Wasser - immer auf den nächsten Stein des Anstoßes wartend. Die Religionen haben in diesem Mikrokosmos ein unentwirrbares Geflecht gegenseitiger Abhängigkeiten, spiritueller und lebenspraktischer Besonderheiten geschaffen - die uns Staunen machen...

Warte, warte nur balde ... Pfingsttägliche Betrachtungen

Mai 2018
21

oder, ‘Wie ein bisschen Naschen die Menschheit in die Freiheit stürzte...’

So der heilige Geist niedergefahren und die Jünger fortan sprachbegabte, fielen wohl auch einige dieser Ambrosianischen Tropfen auf die hier geliebten Denker und Dichter. Ein Buch das heute in der Gänze wohl eher unbekannt ist offenbart Perlen der philosophischen Betrachtungen. Es ist der Beginn eines Krieges und Voltaires Ansichten gehören heute zum Grundbestand eines jeden denkenden Menschen (auch wenn zuweilen Zweifel daran aufkommen). Es soll angeblich in feuchtfröhlichem Gelage am Hofe Friedrichs II. die Idee entstanden sein, der christlichen Religion und ihren allseits bestimmenden Themen ein Werk entgegenzusetzten, dass die Positionen der französischen Aufklärung in verständlicher Form zusammenfasste. Welch ein Affront! Es verbreitete sich subversiv vergnüglich an passenden Orten und konnte nicht aufgehalten werden. Sogleich nach Erscheinen wurde es allerdings in Paris verbrannt und Voltaire musste sich auf die Flucht begeben! Und das, obwohl er durchaus den Glauben an einen Gott als Bedingung der menschlichen Moral rechtfertigte, ohne den das Volk kurz über lang alle Hemmungen und Ängste verlieren und zu gewalttätigen Mitteln gegen die herrschende Ordnung greifen würde.

Recht so, meine Herren, erobert euch die Erde, denn sie gehört dem Starken oder dem Geschickten, der sich ihrer bemächtigt. Ihr habt euch die Zeiten der Unwissenheit, des Aberglaubens, des Wahnsinns zunutze gemacht, um uns unser Hab und Gut zu rauben und uns mit Füßen zu treten, um euch auf Kosten der Unglücklichen zu mästen. Zittert vor dem anbrechenden Tag der Vernunft.

Voltaire „Philosophisches Wörterbuch“
Voltaire ( François-Marie Arouet 1694–1778 ) »Dictionnaire philosophique portatif« (Philosophisches Taschenwörterbuch), zuerst Genf/London 1764.

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